Inside Sparkassen Innovation Hub

Open Banking - eine neue Form der Kooperation

Durch die zweite Zahlungsdienste-Richtlinie der Europäischen Kommission (Payment Services Directive 2 / PSD2) müssen Banken zukünftig Konto- und Umsatzdaten ihrer Kunden an Drittanbieter herausgeben. Diese und weitere europäische Regelungen wurden von den etablierten Banken lange als Schreckgespenste wahrgenommen. Und das, obwohl die deutschen Banken sich bereits Ende der 90er-Jahre im Rahmen der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) über eine Bereitstellung via Online-Banking-Standard FinTS (ehemals HBCI) verständigten.

ITmagazin 2/2019

Von Martin Schaffranski

Aus Sicht des Sparkassen Innovation Hubs (S-Hub) ist daraus heute längst ein Katalysator für Innovationen und damit eine große Chance für die Sparkassen-Finanzgruppe geworden. In den DSGV-Projekten Finanzplattform und Digitale Agenda 2.0 erarbeiten Sparkassen, die Finanz Informatik und wir vom S-Hub, als Bereich der Star Finanz, in Kooperation mit weiteren Partnern die notwendigen strategischen Rahmenbedingungen. Dabei können wir unsere Erfahrung aus den letzten zwei Jahren S-Hub einbringen. Open Banking setzt ein aktives Management der Community aus FinTechs und Entwicklern voraus und erfordert ein attraktives Angebot an APIs sowie ein gutes regulatorisches Verständnis. Auf dieser Basis lassen sich dann kooperativ Ideen austauschen und verknüpfen. So können wir gemeinsam diskutieren und neue, kundenfokussierte Produktansätze ausprobieren. Selbstverständlich ist, dass wir dabei der Verantwortung der Sparkassen gegenüber ihren Kunden gerecht werden und vertrauensvoll mit den Kundendaten umgehen.

 

Open Banking als Chance – APIs als wichtige Bausteine

Application Programming Interfaces (APIs) sind Schnittstellen zur Programmierung von Anwendungen – und damit der Schlüssel für eine intelligente Verknüpfung klassischen Bankings mit innovativen Services von FinTechs und Technologie- Pionieren. Die Kollegen der Finanz Informatik (FI) und wir vom S-Hub ergänzen uns hier ideal. Auf Basis der serviceorientierten Architektur von OSPlus hat die FI mit der neu entwickelten API-Management-Plattform und der PSD2 API (auch XS2A – Access to Account – genannt) wichtige Bausteine der API-Landschaft umgesetzt. Mit der Multi- Banking-API AHOI bieten wir FinTechs und Entwicklern einen einfachen Adapter für alle deutschen Banken. Für uns ergibt sich dadurch ein Einstiegspunkt in die Zusammenarbeit mit diesen Drittanbietern – ein wichtiger Baustein in der Ideen- und Produktentwicklung. In Zeiten immer kürzerer Innovationszyklen bei weiterhin knappen Ressourcen, insbesondere in einem umkämpften Markt von Entwicklern und IT-Experten, werden Open Banking und eine gelungene API-Strategie zu Erfolgsfaktoren für Banken und die Sparkassen-Finanzgruppe. Allerdings ist die Skepsis noch immer hoch, weshalb es immer wieder gilt, Bedenken auszuräumen, Antworten auf berechtigte Fragen nach Datenexklusivität und Datensicherheit zu liefern und eine einheitliche Positionierung der Sparkassen-Finanzgruppe zu finden. Denn eines ist klar: Wir können unmöglich technische Lösungen für alle Probleme selbst implementieren – und genau deswegen braucht es »EINE NEUE FORM DER KOOPERATION«.

 

Plattformgedanken entwickeln

Der Plattformgedanke ist auch in anderen vormals konservativen Branchen zu beobachten, wo über Kollaboration und Kooperation neue Produkte und Businessmodelle entwickelt werden. Für die Autoindustrie sei hier beispielhaft der Volkswagen-Konzern genannt, der zuletzt durch die Öffnung seines E-Baukastens (MEB) für Drittanbieter einmal mehr die eigene Stärke in der Orchestrierung von Plattformen ausspielte und Dritte zu einer gemeinsamen Produktentwicklung einlud. Hiervon verspricht sich Volkswagen nicht nur Geschwindigkeit und neue, innovative Impulse, sondern auch Skaleneffekte. Im Finanzsektor gewinnen Plattformstrategien ebenfalls an Bedeutung. Immer mehr Banken öffnen sich für externe Entwickler, um ihre Reichweite zu erhöhen, Zusatzservices zu ermöglichen und Innovationen zu fördern. APIs bieten dabei die Möglichkeit, schnell und einfach Businessideen zu entwickeln, zu testen und erfolgreich umzusetzen. Auch stieg die Anzahl von APIs aus dem Financial Service Bereich in den letzten Jahren stark.

 

XS2A Sandbox als Meilenstein der API-Strategie

Ein wichtiger Schritt ist gemacht: Vor Kurzem wurde die XS2A Sandbox durch die Finanz Informatik bereitgestellt. Der S-Hub hat hierfür die XS2A Welcome Page umgesetzt und übernimmt den Support. Ziel ist es, bereits jetzt den Kontakt zu den sogenannten TPPs (Third Party Providern) an einer Stelle zu bündeln. Bei der Weiterentwicklung der Website orientieren wir uns nun an dem gemeinsamen Ziel, ein Entwickler-Portal für die Sparkassen-Finanzgruppe und damit eine Andockstelle für FinTechs und weitere Drittanbieter zu schaffen. FI und S-Hub arbeiten hier Hand in Hand und setzen damit die API-Strategie erfolgreich um. Im Marktvergleich hat die Sparkassen-Finanzgruppe daher im kürzlich veröffentlichten Open Banking Monitor bereits gut abgeschnitten. Mit einer BaFin-Erlaubnis als Kontoinformationsdienst (KID) bzw. Zahlungsauslösedienst (ZAD) könnte der S-Hub dabei FinTechs und weitere TPPs bei regulatorischen Anforderungen unterstützen und so Enabler vieler weiterer Use-Cases für die Sparkassen-Finanzgruppe werden. Die hierfür notwendige strategische Meinungsfindung wird derzeit mit dem DSGV erarbeitet.